Nachdem nun vier Wochen rum sind und ich nachgedacht
habe wollte ich nun nochmal alle meine Gedanken aufschreiben. Die Gedanken
werden gestützt von dem Handout, dass ich beim Seminar bekommen habe.
Meine Gedanken zur Dehnungshaltung:
Vorab. Es geht hier um eine Haltung bei der der
Pferdekopf - besser das Genick - tiefer kommt als der Wiederrist oder die
Pferdenase tiefer als das Buggelenk.
Diese Dehnung lehne ich ab. Warum?
Studien haben gezeigt, dass sich der Widerrist um 4cm
absenkt wenn sich ein Reiter auf das Pferd setzt. Ziel ist es aber, dass das
Pferd den Widerrist anhebt um den Menschen gesund über den Rücken tragen zu
können. Das kann nicht funktionieren wenn man das Pferd noch extra auf die
Vorderhand bringt indem man es nach vorwärts-abwärts strecken lässt. Dies ist
den meisten Leute auch bewusst, aber Sie nehmen es Zugunsten der
Losgelassenheit in Kauf.
Viele vergleichen die natürliche Fresshaltung mit der
Dehnung des Rückens. Aber Pferde fressen im Stehen oder bewegen sich vielleicht
schrittweise vorwärts. Wie kann man dann eine Dehnung in der Bewegung
fokussieren, die das Pferd sonst nur im Stand macht? Selbst in der Humanmedizin
gibt es die Erkenntnis, dass extreme Dehnung in Bewegung ungesund ist.
Der Mensch versucht aber dennoch das Pferd in die
Dehnung zu bringen. „Dann schwingt der Rücken doch so schön!“ Ja aber wohin
denn? Viele sind der Meinung nach rechts und links, das ist aber nicht so.
Hauptsächlich schwingt der Rücken nach oben und unten. Was passiert wenn ein 65KG
schwerer Reiter im Trab, beim Leichttraben in Dehnung reitet? Er bringt noch
mehr punktuellen Druck auf den Pferderücken und dadurch den Widerrist nach
unten und mehr Gewicht auf die Vorhand.
Ein weiterer Grund vieler Leute das Pferd in Dehnung
zu reiten ist, dass es dadurch lernt vermehrt unterzutreten. Dieses vermehrte
Untertreten sind aber eigentlich nur größere, längere Schritte. Das Pferd nimmt
dadurch keine Last auf. Ganz im Gegenteil, dass Becken kippt nicht ab und eine
Hankenbiegung ist nicht möglich. Beobachtet doch mal ein Pferd in tiefer
Dehnung. Es muss das entgegengesetzte Hinterbein genauso weit nach hinten raus
strecken wie das andere unter den Pferdekörper. Wie soll da eine Lastaufnahme,
also gesundes Laufen möglich sein?
Natürlich will man den Rücken des Pferdes dennoch
anheben und dehnen. Dies kann man aber auch durch das Reiten von Biegung und
Seitengängen erreichen. Dabei wird, vorausgesetzt es wird korrekt geritten,
immer die äußere Seite gedehnt. Reitet man also im Wechsel auf jeder Hand dehnt
sich der Rücken automatisch. Auch kann man das Pferd in Pausen im Stand dehnen
lassen, indem man einfach den Zügel lang lässt. Das Pferd kann dann selber
entscheiden ob es sich Dehnen möchte.
Das sind jetzt mal meine momentanen Ideen und Gedanken
zum Thema Dehnung (Definition siehe oben). Das Problem ist, dass es
wissenschaftliche Studien gibt, die belegen, dass 24% der Reitpferde aufgrund
von Schäden an den Vordergliedmaßen eingeschläfert werden. Das kann im
Zusammenhang mit der Dehnung stehen, weil dadurch einfach zu viel Gewicht auf
die Vorhand gebracht wird. Sicherlich spielen auch weitere Faktoren eine Rolle.
Für mich ist das trotzdem der Hinweis, dass man den Fokus mehr auf das
Versammeln legen sollte.
Im Klartext heißt das für mich, dass ich weiterhin an
einer Dehnung arbeiten werde, aber an einer positiven Dehnung, die niemals zu
tief kommen darf. Außerdem sollte die Arbeit innerhalb einer Einheit immer
wechseln. Zwischen entspannter und angespannter Haltung. Des Weiteren sollte
immer in einem gewissen Grad an Beizäumung geritten werden. Natürlich alles dem
Ausbildungsstand des Pferdes angeglichen.
Meine Gedanken zum Thema Reiten von Verstärkungen:
Damit meine ich diese extremen Trabverstärkungen die
mein „Special Friend“ Totilas in Vollendung zeigt. Das das extrem unnatürlich
aussieht brauch ich hier ja wohl nicht zu schreiben, oder? Verstärkungen und
Schwung sind Erfindungen die er seit den letzten 100 Jahren geritten werden.
Vorher gab es so was nicht.
Diesem neuen Schönheitsideal sind aber extreme
Taktfehler entsprungen. Schaut euch doch mal ein Bild an wenn ein Pferd in der
Trabverstärkung ist. Meist sind die Hinterbeine noch auf dem Boden und vorne
wird rausgestrampelt. Der Zweitakt geht verloren. Dadurch, dass da große
Bewegungsenergie aufkommt wird das Sprunggelenk quer zu den Knorpelfugen
gestaucht, was zu Spat führen kann.
Extreme Verstärkungen sind bei mir jetzt tabu.
Natürlich muss das Pferd vorwärts gehen und ich muss es aus einem langsamen
Seitengang vorwärts schicken können, aber niemals übereilt. Immer so, dass ich
das Pferd noch aussitzen kann. Damit komme ich zum nächsten Thema.
Meine Gedanken zum Thema Leichtraben:
Das Leichttraben ist in England entstanden. In einer
Zeit in der es nicht um Kunst (also beim Reiten) sondern um Freizeitaktivität
ging - oft in der Form von Jagdreiterei. Die Pferde waren für Schnelligkeit
nicht für Versammlungsfähigkeit gezüchtet worden. Man erfand das englische
Traben, das heutige Leichtraben, um auch den gewöhnlichen Leuten das Traben zu
erleichtern.
Das Leichttraben ist also eine Modeerscheinung.
Bei Jungen, noch nicht bis zu den Seitengängen
ausgebildeten Pferden habe ich nichts gegen das Leichtraben. Auch bei
Reitern die selber noch Probleme haben auszusitzen bzw. Ihre Balance noch nicht
gefunden haben ist mir das Leichtraben deutlich lieber als das Rumgeplumpse im
Rücken.
Allerdings sollte bei jedem Pferd-Reiter-Paar
irgendwann der Zeitpunkt kommen auf das Leichtraben zu verzichten. Findet man
gemeinsame Harmonie in einem Tempo im Trab kann das doch für beide Seiten nur
angenehm sein. Was bitte sollte daran falsch sein?
Meine Gedanken zum Thema Rollkur:
Naja das ich komplett gegen das Einrollen oder zu eng
machen von Pferden bin, ist den meisten (allen) hier wohl klar.
Trotzdem will ich nochmal zusammenfassen warum.
Ein Pferd das in Rollkur/zu eng geritten wir hat
folgende Probleme:
- Es kann nichts sehen, ist dadurch
besser zu kontrollieren
- Nackenband wird überdehnt
- Kehlkopfveränderungen
- Degeneration der Ohrspeicheldrüse
- Magengeschwüre oder andere
stressbedingte Erkrankungen
- Verkürzung der Oberarmheber,
dadurch extreme Vorderhandaktion
Niemals, nicht kommt mir ein Pferd zu tief. Dies wird
sofort und immer korrigiert.
Meine Gedanken zum Thema Anlehnung:
Es gibt Anlehnung und Anlehnung. Deshalb kurz zur
Klarstellung. Eine leichte Anlehnung ist erwünscht, aber kein auf den Zügel
lehnen.
Stütz sich das Pferd auf den Zügel kommt Gewicht auf
die Vorderhand. Wie oben beschrieben ist das nicht das Ziel also muss gegen
gearbeitet werden. Für mich indem ich entweder die Hände öffne, oder bei
extremem Drauflegen durch Demi-arrets.
Für mich ist das Ziel, dass das Pferd ohne Anlehnung
in Selbsthaltung läuft.
Meine Gedanken zum Thema Versammlung:
Das war für mich früher immer ein rotes Tuch. Für mich
musste sehr viel Vorarbeit geleistet werden um eine Versammlungsfähigkeit zu
erreicht. Das war für mich schon fast hohe Dressur, hohe Kunst. Das sehe ich
heute anders. Fakt ist das Pferd muss lernen sich zu versammeln, damit es
überhaupt lernt den Menschen zu tragen.
Deshalb ist ein frühes vielleicht sofortiges
Versammeln sogar Pflicht. Dies erreicht man zum Beispiel durch das Reiten von
Seitengängen.
Bietet das Pferd nach geraumer Ausbildungszeit (das
ist halt bei jedem Pferd anders) keine Versammlung, keine Beizäumung an, dann
kann ich diese durch das Gebiss dem Pferd abverlangen. Dazu erlernt das Pferd
zuerst die Beizäumung im Stand und dann langsam in allen weiteren Gangarten.
Natürlich sollte hierbei das Pferd nie überfordert
werden. Merkt man eine Verspannung muss sofort pausiert werden. Dann kann mit
der vorhergegangenen Übung neu gestartet werden.
Die Versammlungsfähigkeit steigt mit der Sicherheit
der Ausführung bestimmter Lektion. Damit sich aber die passende Muskulatur
entwickelt müssen bestimmt Lektionen auch einfach geübt werden. Auch wenn sie
nicht sofort in Perfektion beherrscht werden. Hierbei kann man vom lernenden
Pferd immer nur eins in Perfektion verlangen werden. Reihenfolge hierbei ist
zum Beispiel bei den Seitengängen: Beizäumung, Kruppe, Biegung. Dies bietet
einen Rahmen um die Ausführung der Lektion stetig zu verbessern. Dadurch lernt
auch das Pferd immer mehr sich selbst zu tragen.
Meine Gedanken zum Thema Aufwärmen:
Je mehr ich Aufwärme desto länger dauert die Einheit.
Das Pferd soll aber immer sein Bestes geben, keine Kilometerarbeit leisten
müssen und natürlich gesunderhaltend Laufen.
Dafür ist es wichtig, dass Pferd nicht zu lang
(vielleicht auch gar nicht) auf die Vorderhand fallen zu lassen sondern direkt
mit seinem Programm anzufangen. Das kann bei einem jungen Pferd das Reiten von
Bahnfiguren sein, bei älteren, weiter ausgebildeten Pferden die Routine in den
Seitengängen in allen drei Gangarten.
Die Routine kann helfen dem Pferd einen Rahmen, etwas
vertrautes zu geben. Für mich besteht die Routine aus einer bestimmten Abfolge
der Seitengänge. Das muss nicht langweilig sein, weil ich auch die Seitengänge
in unterschiedlichen Tempi, Abstellungen, usw. reiten kann.
So, das waren mal meine Gedanken, die beim Seminar
etwas aufgerüttelt worden sind. Bei dem einen oder anderen Thema hat sich meine
Einstellung gerade in letzter Zeit etwas geändert.