Samstag, 16.03.2013 Seminar Barockreiten/Vaqueroreiten in Bückeburg


Früh aufgestanden und dann gings nach Bückeburg zur fürstlichen Hofreitschule. Ich hatte mich mit Jenny von http://www.peer-classen.de/ verabredet. Wir hatten uns am Freitag gesprochen und Sie würden mir nen Platz freigehalten. So hatte ich schon mal Anschluss und wusste, dass ich jemanden zum Quatschen habe.

D. und B. aus der Hofreitschule kenne ich ja schon länger, aber die sind dann ja auch immer kräftig eingespannt.

Jenny und ich hatten verabredet kurz zu tippern und trafen uns auch direkt am Eingang wieder. Nachdem ich ca. 10 Minuten in der Schlange gestanden hatte war die Begrüßung super freundlich. Ich bezahlte mein Mittagessen schnappte mir meine Eintrittskarte und suchte Jenny und Peer um mich vorab schon mal ein bißchen mit ihnen auszutauschen.

Das Seminar startete ein paar Minuten später mit einem Theorievortrag von Christin Krischke. Zusammenfassend ging es um die Idee des Barockreitens, dessen Entstehung und den heutigen Gegebenheiten der modernen Sportreiterei. Dazu gab sie Erklärungen warum die moderne Reiterei denn ungesund fürs Pferd ist. Alles für mich schlüssig erklärt. Danach fragte ich mich erstmal was ich all die Jahre falsch gemacht habe.

Hier ein Beispiel warum mich diese Vortrag auch in meinen Grundfesten so tief erschüttert hat und ich erst mal ein paar Tage nachdenken musste: Eine Dehnungshaltung wird in der Barockreiterei nicht eingenommen. Studien haben gezeigt, dass ein Reiter mit 70kg den Widerrist bereits um 4cm einsinken lässt. Veranlasse ich mein Pferd dazu eine tiefe Dehnung einzunehmen wird der Widerrist noch mehr abgesenkt, was für dazu, dass die vorderen Extremitäten extrem belastet und geschädigt werden. Bei 25% der Pferde die eingeschläfert werden liegt der Grund an Lahmheit der Vorderbeine.

So, jetzt stellt euch mal vor: Ich erarbeite immer wieder eine Dehnungshaltung mit meinem Pferd, mit meinen Schülern und dann kommt jemand und sagt es ist falsch. UND: Ich kann es auch noch nachvollziehen. Die Bückeburger richten Ihre Pferde sofort auf. Natürlich nicht bis ins Unermessliche. Gedehnt wird im Stand, in der Pause. Sonst nicht. Auch wird immer mit einer Routine warmgeritten. Zusätzlich besteht nie eine konstante Zügelverbindung. Das Pferd soll lernen in Selbsthaltung alleine aufgerichtet zu gehen und lernt den Menschen zu tragen. Zu diesem ersten Schock von mir später mehr. Das Programm ging ja weiter.

Es traten drei Reiter der Hofreitschule auf. Eine Bereiterin, eine Schülerin und ein Westernreiter mit einem Schulhengst. Durch den Hofreitmeister Wolfgang Krischke und seiner Frau Christin Krischke wurden diese Reiter der Reihe nach unterrichtet. Die Besonderheiten der Reitweise wurden deutlich gemacht. Schade allerdings war, dass alle Pferde sehr weit ausgebildet waren. Gerne hätte ich gesehen, wie das mit einem jungen oder weniger ausgebildetem Pferd ausgesehen hätte.

Danach stellte Jeff Sanders die Altkalifornische Reitwaise vor. Die Reitpferdausbildung startet auf Bosal und in letzter Instanz wird das fast fertig ausgebildete Pferd auf blanke Kandare umgestellt. Jeff kritisierte die Zucht der modernen Quarterhorses, deren Halsansatz immer tiefer gezüchtet wird und dadurch das Pferd unter dem Reiter immer mehr auf die Vorderhand bringt.

Auf Bildern wurde klar, dass die Altkalifornische Reitweise direkt von der Barocken abstammt. Es gab Gemälde auf denen Kalifornier in Schulparaden und Pferde in hoher Aufrichtung zu sehen waren. Deutlich zu unterscheiden von den Westernreitern die ich so kenne. Ein Zusatz haben die altkalifornisch ausgebildeten Pferde noch. Sie werden für die Rinderarbeit eingesetzt.

Jeff brachte auch drei seiner Schüler mit. Diese demonstrierten ihre Arbeit genauso wie die bückeburger Reiter. Es war schön zu sehen, dass auch Westernreiter ihre Pferde aufrichten und Seitengänge reiten können.

Ich war total überrascht von so vielen neuen Eindrücken und war froh, dass es nun in die Pause ging. Bei Chilli con Carne und einem kleinen Spaziergang ließ ich die Eindrücke sacken. Ich telefonierte kurz mit meinem Mann und war froh, dass ich meine Gedanken kurz in Worte fassen konnte und mir einfach jemand zuhörte. Auch Thilo war verwundert über das was ich erzählte. Ich wollte weiter neutral bleiben und schauen, dass ich irgendwie aus meinem Dilemma mit der Dehnungshaltung heraus komme.

Ich setzte mich zu den anderen und unterhielt mich noch ein paar Minuten bis es wieder los ging.

Zum Glück wurden meine Bedenken bezüglich der Dehnungshaltung direkt nach der Pause immer mehr abgebaut.

Im zweiten Teil des Seminars wurden zuerst die bückeburger Reiter von Jeff unterrichtet. Jeder bekam ein anderes Ziel im Unterricht. Die Bereiterin Rebecca und ihr Hasi bekamen eine Stunde im Kühe hüten. Naja nicht ganz - eine Kuh kam nicht in die Halle sondern Jeff. Rebecca sollte ihn spiegeln und ihn verfolgen. Eine Mittellinie trennte Ihre Bereiche. Dabei war für Rebecca wichtig den Focus im Griff zu behalten, und beim Anhalten die richtige Atmen- und Anhalte-Technik. Bei der externen Schülerin der Hofreitschule ging es auch sehr um den Focus. Der Focus der Reiterin versteifte sich so sehr auf ein Thema, dass das Pferd/Reiterpaar Schwierigkeiten bei den höheren Lektionen bekam. Jeff half ihr durch bestimmte Übungen davon wegzukommen und sich über kleine Erfolge zu erfreuen.

Als Christin und Wolfgang Krischke dann die altkalifornischen Reiter unterrichteten, wurde mir langsam klar wie das mit der Dehnungshaltung zu verstehen ist. Die Krischkes legten großen Wert auf Aufrichtung und Beizäumung. Durch die Arbeit an den Seitengänge wurden alle Pferde deutlich aufgerichteter. Zusätzlich sollten die Reiter durch den inneren Zügel für Beizäumung sorgen. Alle Pferde liefen deutlich besser und gerundeter. Alles wirkte sehr harmonisch, nichts übereilt und kein Pferd überfordert.

Mein Problem mit der Dehnung lag schlicht und ergreifend an der Definition von Dehnung. Es mag ja sicherlich Leute geben, die die Ansicht vertreten, Dehnung müsste möglichst tief geritten werden. Da muss ich natürlich den Krischkes Recht geben. Ein Pferd noch zusätzlich extrem auf die Vorderhand zu bringen wiederspricht auch meinem Ziel von Dehnungshaltung, generell von der ganzen Ausbildung von Pferd und Reiter. Nach meinem Verständnis ist die Dehnung ein Mittel ein Pferd zu entspannen, es losgelassen zu machen und des dadurch in den richtigen Takt zu bringen. Vielleicht geht es ja auch ohne? Oder zumindest mit nicht so tief eingestelltem Hals?

Ich jedenfalls habe mir vorgenommen das Genick nicht mehr tiefer als den Wiederrist kommen zu lassen. Ich war (bin) ja immer mit allem Zufrieden (gewesen) was ich bis jetzt gemacht habe. Dennoch hat mich dieses Seminar weitergebracht. Ich will, nein ich werde durchaus Einflüsse in meine Arbeit einfließen lassen. Viele Sachen haben mir gut gefallen. Ich habe sie verstanden und sie haben mich zum Nachdenken angeregt. Es fällt mir leider schwer alles hier niederzuschreiben. Besonders, da ich auch selber noch darüber nachdenke.

Interessanterweise habe ich mit einigen Schülern die Thematik des Aufrichtens gerade in letzter Zeit oft besprochen. Irgendwie kommt es mir vor, als sollte ich zu diesem Seminar, um mal wieder über den Tellerand zu schauen. Ich glaube ja daran, dass manche Sachen passieren sollen und auch dieses Seminar sollte sein, sollte mich zum Nachdenken anregen und sollte mir neuen Stoff geben.

Daher Danke ich an dieser Stelle der Cavallo und der Fürstlichen Hofreitschule für dieses tolle Seminar, die tollen Ideen, die tollen Menschen. Dank auch an Jenny und Peer für die tolle Gesellschaft. Auf Bald ich gehe jetzt erstmal weiter grübeln

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen